Wenn kranke Mitarbeiter trotzdem arbeiten – Präsentismus und die Folgen
In der Arbeitsmedizin spricht man von Präsentismus, wenn Arbeitnehmer trotz Erkrankung arbeiten. Damit stellt Präsentismus das Gegenteil von Absentismus, das krankheitsbedingte Fernbleiben von der Arbeit, dar. Obwohl es keine gesicherten Informationen über die Anzahl der Präsentismusfälle in deutschen Unternehmen gibt, geht man davon aus, dass es sich dabei eher um die Regel als um eine Ausnahme handelt.
In Zukunft könnten diese Probleme noch größer werden. Denn durch den demographischen Wandel werden Mitarbeiter immer älter und somit anfälliger für die Chronifizierung von Symptomen.
Schauen wir uns daher an, aus welchen Gründen kranke Arbeitnehmer sich nicht zuhause auskurieren, welche Folgen sich daraus ableiten und was Sie als Arbeitgeber dagegen tun können.
Wenn kranke Mitarbeiter trotzdem arbeiten – Präsentismus und die Folgen
In der Arbeitsmedizin spricht man von Präsentismus, wenn Arbeitnehmer trotz Erkrankung arbeiten. Damit stellt Präsentismus das Gegenteil von Absentismus, das krankheitsbedingte Fernbleiben von der Arbeit, dar. Obwohl es keine gesicherten Informationen über die Anzahl der Präsentismusfälle in deutschen Unternehmen gibt, geht man davon aus, dass es sich dabei eher um die Regel als um eine Ausnahme handelt.
In Zukunft könnten diese Probleme noch größer werden. Denn durch den demographischen Wandel werden Mitarbeiter immer älter und somit anfälliger für die Chronifizierung von Symptomen.
Schauen wir uns daher an, aus welchen Gründen kranke Arbeitnehmer sich nicht zuhause auskurieren, welche Folgen sich daraus ableiten und was Sie als Arbeitgeber dagegen tun können.
Warum gehen Arbeitnehmer krank zur Arbeit?
Arbeitnehmer wissen, dass ihre Chefs und Kollegen nicht vor Freude in die Luft springen, wenn sie sich krankmelden. Die Angst vor Karriereeinbußen oder gar einer Entlassung ist daher häufig ein Grund dafür, trotz Erkrankung zur Arbeit zu erscheinen. Auch ein enormer Leistungsdruck, der sich durch eine Abwesenheit zusätzlich verstärken würde, wird oftmals als Ursache von Präsentismus angegeben. Insbesondere im Gesundheits- und Bildungswesen bleiben viele erkrankte Arbeitnehmer aus Pflichtgefühl nicht Zuhause.
Denn fehlende Ärzte, Lehrer und Erzieher sind schwer ersetzbar. Ebenso spielt die Loyalität gegenüber Kollegen und dem Unternehmen eine entscheidende Rolle. Wer krank das Bett hütet, fürchtet, andere im Stich zu lassen.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Vorbildfunktion der Vorgesetzten. Halten sie im angeschlagenen Zustand die Stellung, scheuen sich die Mitarbeiter wegen einer Erkrankung die Arbeit liegen zu lassen oder abzugeben.
Die Folgen von Präsentismus
Aus welchen Gründen sich Arbeitnehmer auch immer gegen die Bettruhe entscheiden, sie erreichen damit unwissentlich das genaue Gegenteil. Denn unter der fehlenden Konzentration, die aus der Erkrankung resultiert, leidet die Produktivität. Durch Präsentismus passieren häufiger Fehler und Unfälle am Arbeitsplatz, was weder karrierefördernd wirkt noch einen guten Eindruck bei Kollegen, Kunden oder Patienten hinterlässt. Migräne und Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen und Depressionen verursachen die größten Produktionsverluste.
Doch damit nicht genug: Arbeitnehmer, die krank zur Arbeit erscheinen, verzögern ihren Heilungsprozess und riskieren neben einer längeren Erkrankungszeit im schlimmsten Fall eine Chronifizierung.
Je nach Erkrankung kann zudem die Ansteckungsgefahr hinzukommen, die in Großraumbüros besonders hoch ist. Schnell verursacht ein kranker Mitarbeiter eine Welle von Arbeitsausfällen, die das Unternehmen teuer zu stehen kommt.
Es gibt jedoch auch Studien, die zeigen, dass Präsentismus in manchen Fällen für die individuelle Genesung sinnvoll sein kann. Hierzu gehören manche Rückenerkrankungen, bei denen eine „normale“ Belastung und Bewegung förderlicher sind als eine Schonung. Auch in manchen Fällen von Depressionen können die Erkrankten durch die soziale Eingebundenheit von dem geregelten Arbeitsumfeld profitieren.
Krank arbeiten ist teuer
Präsentismus ist nicht messbar, da die meisten Arbeitnehmer, die krank zur Arbeit erscheinen, ihre Erkrankung verheimlichen. Dennoch ist aus großen Unternehmensbefragungen bekannt, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist und die Kosten für Präsentismus in etwa doppelt so hoch sein könnten wie beim Absentismus.
Eine beispielhafte Rechnung verdeutlicht diese Annahme:
Ein Mitarbeiter erhält sein Gehalt für 100 % Leistung. Geht er trotz einer Magen-Darm-Erkrankung zur Arbeit, kann er nur eine Leistung von 60 % erbringen. Bei einer 40-Stunden-Woche fehlt also die Leistung von 16 Stunden – doch das Unternehmen zahlt denselben Lohn wie für 40 Stunden Leistung.
Hinzukommen Ausfälle durch angesteckte Mitarbeiter und zusätzliche Arbeiten aufgrund entstandener Fehler und Unfälle der Erkrankten, die die Einbußen weiter in die Höhe treiben.
Der betriebliche Kostenanteil an Präsentismus übersteigt über ein vielfaches die Kosten an krankheitsbedingten Ausfällen (AU)
Das können Sie als Arbeitgeber gegen Präsentismus tun
Mit Blick auf die Ursachen wird deutlich, dass Sie als Arbeitgeber viel dazu beitragen können, Präsentismus zu reduzieren. An erster Stelle steht hier die Sensibilisierung für dieses Thema. Präsentismusprävention ist dabei vor allem Managementaufgabe, denn Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion und wirken mit ihrem Verhalten unmittelbar auf das der Mitarbeiter ein. Zudem sollte eine Unternehmenskultur angestrebt werden, in der Vertrauen und Fairness in die Unternehmenswerte integriert werden. Dazu gehört auch, dass neben der klassischen Fehlzeitenanalyse eine intensive Betrachtung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiter stattfindet.
- Legen Sie Ihr Augenmerk auf das Stresslevel im Unternehmen. Stress wirkt immunsuppressiv und kann damit eine Reihe von Krankheiten auslösen oder verstärken. Dazu gehören auch psychische Erkrankungen wie Depression und Burn-out, die oftmals nicht als „echte“ Krankheiten akzeptiert werden. Dabei geht von ihnen die größte Gefahr für dauerhafte Arbeitsausfälle aus.
- Sehen Sie Krankenfehlzeiten als etwas Notwendiges und Sinnvolles an. Denn ein kurzer Absentismus fördert die Regeneration und verhindert eine Chronifizierung.
- Kommt es zu einem Krankheitsausfall, sollten Sie einen „Plan B“ parat haben und nicht immer am Limit planen. So vermeiden Sie nicht nur Präsentismus, sondern auch übermäßige Arbeitsbelastungen nach der Genesung des erkrankten Mitarbeiters. Denken Sie dabei auch an die jährliche Grippewelle und planen Sie entsprechend großzügiger.
Fokussieren Sie Ihr Gesundheitsmanagement also nicht darauf, Fehlzeiten zu vermeiden und somit zu verteufeln. Stattdessen sollte der langfristige Erhalt von Gesundheit, Arbeits- und Leistungsfähigkeit im Mittelpunkt stehen. Eine achtsame Unternehmenskultur ist hier das A und O.
Gern unterstütze ich Sie bei dem Ausbau Ihrer Betrieblichen Gesundheitsförderung. Vereinbaren Sie einfach ein kostenloses Erstgespräch und wir prüfen gemeinsam, wie Sie Präsentismus in Ihrem Unternehmen reduzieren können.
Printversion: Auf der Website der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (www.baua.de) können Sie einen Review zum Stand der Forschung von Präsentismus herunterladen.
Onlineversion: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat auf ihrer Website einen Review zum Stand der Forschung von Präsentismus veröffentlicht.